Ok, mal wieder ordentlich Gegenwind - aber auf jeden Fall wird diskutiert, und das ist immer gut, weil so Veränderungen und Lösungen gefunden werden können...
@gachepapier:
Tatsächlich ist die Förderung von Origami als Kunst sogar eines der satzungsgemäß festgelegten Kernthemen des Vereins! Weiterhin entwickeln sich Vereine nicht zum Selbstzweck, sie werden bereits explizit für einen solchen gegründet: Sportvereine, um gemeinsam Sport zu treiben und kommunale Sportstätten nutzen zu können; Kleingartenvereine, um gemeinsam eine Kleingartenkolonie zu nutzen und zu bewirtschaften oder eben Origamivereine, um gemeinsam zu falten und das Gefaltete öffentlich zu präsentieren. Die Förderung von Falten als Kunstform sollte daher auf jeden Fall eine Rolle spielen bei Vereinsaktivitäten.
@voker:
Das Traurige/Schöne/Verrückte (ich weiß im Moment selber noch nicht so recht, wie ich es einordnen soll

) an zeigenössischer Kunst ist, dass erst einmal grundsätzlich ALLES von einem anerkannten genauso wie von einem selbsternannten Künstler als Kunst "definiert" werden kann: Ob es dann in der Folge vom Publikum auch als Kunst anerkannt wird, steht auf einem anderen Blatt. Meine bisherige persönliche Erfahrung: Gerahmte Korrugationen und Tessellationen WERDEN als Kunst anerkannt und gekauft. Von R. Lang, B. Chan, J. Cooper, etc. wissen wir ebenfalls, dass ihre jeweiligen Werke Interessenten - und damit eben auch Käufer - finden.
Eine Ausgliederung aus unserem Verein möchte ich wenn möglich gerne vermeiden, da so schnell der Eindruck entstehen könnte, die Beteiligten wollten sich (Achtung, Ironie!

) vom "gemeinen Pöbel" abheben.
Auf den Bericht über Peter Weber freue ich mich ebenfalls bereits.
Ob ein gemeinsamer Auftritt oder eine Zusammenarbeit von Künstlern immer von individuellen Befindlichkeiten der Teilnehmer negativ beeinflusst wird, weiß ich nicht. Bei den Projekten und Ausstellungen, an denen ich bisher gemeinsam mit einzelnen oder mehreren Künstlern und Kulturschaffenden beteiligt war, hatte ich jedenfalls den Eindruck, dass es eher zu den berühmt-berüchtigten "Synergie-Effekten" gekommen ist als zu problematischen Spannungen innerhalb der Gruppe. (Das können allerdings auch glückliche Ausnahmen gewesen sein und den schwierigen Zeitgenossen werde ich erst noch begegnen...) Von vornherein als Einzelkämpfer aufzutreten halte ich aktuell jedenfalls für problematischer, da sich in einer Gruppe am Ende Interessen eben doch für den jeweils einzelnen ressourcenschonender umsetzen lassen. Bei Autoren wie den beiden von dir genannten Beispielen mag dies natürlich wieder ganz anders aussehen, aber deutschsprachige Faltbücher sind sowieso aus meiner Sicht ein weites und diskussionsbedürftiges Thema, das ich an dieser Stelle gerne außen vor lassen möchte.
@ercebe:
Die (von mir bewusst provokant so bezeichnete) "Kinder- und Hausfrauenbespaßung" kenne ich aus eigener Erfahrung, und wenn gewünscht oder erforderlich beteilige ich mich hieran ebenfalls gerne. Ich will diese Form der anfängerfreundlichen Präsentation auch in keiner Form einschränken. Im Gegenteil, dies stellt (wie bereits geschrieben) eine hervorragende Möglichkeit dar, Menschen, die bisher noch keinen Kontakt damit hatten, fürs Falten zu begeistern.
Genauso weiß ich, dass viele Falter, egal ob Vereinsmitglied oder nicht, voll und ganz zufrieden sind, einfache Modelle zu falten. Mnache werden "ihr ganze Falterkarriere lang" keine Modelle falten, die komplexer sind als z.B. der traditionelle Kranich. Das ist vollkommen in Ordnung! Ich will niemandem etwas aufzwingen!
Zur Frage der Unterscheidung zwischen "Aufgaben verteilen" und "Verkaufshilfen organisieren" zitiere ich aus der Satzung:
§ 2 Vereinszweck
(1)
ORIGAMI DEUTSCHLAND verfolgt den Zweck der Volksbildung durch Vermittlung von Kenntnissen
über die Kunst des Papierfaltens im pädagogischen, künstlerischen, therapeutischen und
mathematischen Bereich.
Dazu gehören insbesondere:
* Organisation von Ausstellungen und Seminaren
[...]
Mit anderen Worten: Der Verein hat explizit als Ziel, Ausstellungen durchzuführen. Wenn in diesen Ausstellungen entsprechende zum Verkauf stehende Arbeiten präsentiert werden, soll hierauf auch in geeigneter Form hingewiesen werden.
Zu "Gemeinnützigkeit" und "e.V."
Im BGB steht in §21:
§ 21 Nicht wirtschaftlicher Verein
Ein Verein, dessen Zweck nicht auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist, erlangt Rechtsfähigkeit durch Eintragung in das Vereinsregister des zuständigen Amtsgerichts.
Unsere Satzung besagt in §2 Abs. 2:
(2)
Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts
„Steuerbegünstigte Zwecke“ der Abgabeordnung (AO 1977). Der Verein ist selbstlos tätig; er verfolgt
nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke.
D.h. weil wir uns der Gemeinnützigkeit verschrieben haben, werden wir als e.V. anerkannt, wodurch wir nunmal mit der satzungsgemäßen Vereinsgründung und amtsgerichtlichen Eintragung von einem "wilden Haufen Gleichinteressierter" zu einem - ja, eben einem eingetragenen Verein wurden.
Bevor jetzt übrigens ein paar ganz findige Köpfe daraus eine unmittelbare "Gemeinnützigkeit heißt: Es darf unter KEINEN Umständen etwas verkauft werden!"-Schlussfolgerung ziehen:
Abgabenordnung (1977) $52 Abs. 1 sowie Abs. 2 Punkt 5 besagt:
§ 52 Gemeinnützige Zwecke
(1) Eine Körperschaft verfolgt gemeinnützige Zwecke, wenn ihre Tätigkeit darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern. Eine Förderung der Allgemeinheit ist nicht gegeben, wenn der Kreis der Personen, dem die Förderung zugute kommt, fest abgeschlossen ist, zum Beispiel Zugehörigkeit zu einer Familie oder zur Belegschaft eines Unternehmens, oder infolge seiner Abgrenzung, insbesondere nach räumlichen oder beruflichen Merkmalen, dauernd nur klein sein kann. Eine Förderung der Allgemeinheit liegt nicht allein deswegen vor, weil eine Körperschaft ihre Mittel einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zuführt.
(2) Unter den Voraussetzungen des Absatzes 1 sind als Förderung der Allgemeinheit anzuerkennen:
[...]
5.
die Förderung von Kunst und Kultur;
[...]
Der Verein darf also in der Tat NICHT selber etwas verkaufen (klassisches Beispiel: Papierverkauf) bzw. zumindest nicht gewinnorientiert (Verkauf zum Selbstkostenpreis wäre ggf. möglich aber mit deutlichem buchhalterischen Aufwand verbunden und daher nicht interessant).
Was der Verein jedoch DARF, ist Künstlern und Kulturschaffenden eine geeignete Förderung bzw. Unterstützung zukommen zu lassen!
Die "grausamen Mutmaßungen über den Vorstand" sind weiterhin keine Mutmaßungen sondern Zusammenfassungen eines aktuelllen Schriftverkehrs zwischen mir und einem Vorstandsmitglied, welches weiterhin diesbezüglich in Rücksprache mit den übrigen Vorstandsmitgliedern steht. Wenn mich dies tatsächlich disqualifiziert, bitte ich um eine Erläuterung, wie ich stattdessen zu der aktuell stattfindenden Diskussion qualifizierte Beiträge liefern kann...
Ob ein "Kunstbeauftragter" tatsächlich die Lösung des Problems ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Dein Kandidatenvorschlag würde mich aber interessieren. Mir fallen spontan sogar drei Kandidaten ein, von denen ich aber nicht weiß, ob sie diese (zusätzliche) Aufgabe übernehmen würden.
@Christian:
Danke für die konstruktiven und hilfreichen Beiträge!
(An dieser Stelle ein kurzer Einschub: Ich hatte vor einiger Zeit beim Vorstand und bei unserer Archivarin angefragt, ob es so etwas wie eine öffentliche oder wenigstens interne Chronik des Vereins gibt, in der z.B. ebensolche Bemühungen, egal ob am Ende erfolgreich oder nicht, festgehalten werden: Nichts, GAR NICHTS. Dabei wäre es sehr hilfreich, auf solche Informationen zugreifen zu können, um bereits vorhandene Ideen aufzugreifen oder auch in der Vergangenheit gemachte Fehler zu vermeiden. Daher nochmal danke für den Hinweis, dass es ähnliche Bestrebungen bereits gab und diese nicht etabliert werden konnten.)
Zu 1.
Eben WEIL es keine Referenz gibt, welche gefalteten Arbeiten "Kunst sind" und welche nicht und vor allem, welchen Preis Käufer ggf. zu zahlen bereit sind, sollten wir direkt auf den Markt zugehen. Bisherige, leider noch nicht allgemein repräsentative Erfahung: Falten ist Kunst, wenn es angemessen präsentiert wird. Aber wir stehen diesbezüglich erst ganz am Anfang. Ob wir am Ende bei so etwas Konkretem wie einer verlässlichen Preisliste landen, kann ich überhaupt nicht sagen, ein interessanter Gedanke ist es aber auf jeden Fall.
Zu 2.
Das Beispiel höre ich in der Tat immer wieder. Erstaunlicherweise hatte ich persönlich solche Anfragen bisher noch nicht. Ich befürchte fast, dass die seltsamen und unverschämten Anfragen bei mir erst noch kommen werden. Evtl. hilft es aber auch, die angebotenen Leistungen von vornherein als Kunst oder Kunsthandwerk zu deklarieren, um beim Interessenten gar nicht erst die Vorstellung aufkommen zu lassen, es handele sich um simple Bastelei. Eine konkrete Agentur würde ich an zweiter Stelle setzen, nachdem überhaupt erst einmal ein funktionierendes Netzwerk von professionellen Faltern aufgebaut worden ist und feststeht, ob - und vor allem in welchem Umfang - dies sinnvoll ist.
Zu 3.
Ein sehr wichtiger Aspekt! Auch wenn konkrete Stundenlöhne Falten evtl. etwas von der Kunst entfremden könnten und es näher Richtung Dienstleistung oder auch Handwerk rücken, ist eine solche Herangehensweise vor allem für Neulinge, die sich erstmalig am professionellen Falten versuchen, hilfreich und sinnvoll.
Was wir bei aller Begeisterung aber auch nicht vergessen sollten: Wir "produzieren" nichts Lebensnotwendiges, wir erschaffen (bis auf entsprechende Ausnahmen in angewandter Forschung und Technik) Kultur. Die Interessenten kaufen z.B. Kunstwerke, weil sie es KÖNNEN oder WOLLEN, aber nicht, weil sie es MÜSSEN.
Kunst macht das Leben vielfach schöner/interessanter/"lebenswerter", aber eine Notwendigkeit ist es nicht. Ich nehme bei "Preisverhandlungen" manchmal das Beispiel eines professionellen (Sport-)Trainers zur Hand: Ein qualifizierter Yogalehrer verlangt im Durchschnitt pro persönlicher Unterrichtsstunde Honorare im oberen zweistelligen Bereich (Skala nach oben natürlich offen). Selbstverständlich MUSS NIEMAND Yoga praktizieren - aber zahlreiche Menschen schätzen es z.B. als wertvollen Ausgleich zum stressigen Alltag. Kaum jemand würde nun aber ernsthaft auf die Idee kommen, hier zu verhandeln: "Ach, kommen sie, 80€/Std. sind doch viel zu viel, 20€ reicht doch, sie sitzen doch eh bloß die meiste Zeit vor mir und verknoten ihre Arme..."
Den Hinweis, Feilscher und Verhandler einfach abzuweisen, kann ich voll bestätigen. Wer ein entsprechendes Werk erwerben oder eine Leistung in Anspruch nehmen will, bezahlt eben den festgesetzten Preis - oder sich etwas anderes suchen, das eher seinen Preisvorstellungen entspricht.
@akugami:
Das Abgleiten von Themen hier im Forum entwickelt sich mittlerweile eher zur Regel als zur Ausnahme - was aber wiederum auch eine sehr produktive und kreative Diskussionsatmosphäre schafft. Wenn es doch zu chaotisch werden sollte, kann die Administration ja immer noch einschreiten.
Das Thema ist nach Angaben des Vorstands bereits für die kommende Mitgliederversammlung gesetzt. In der Zwischenzeit können aber ja zumindest unverbindlich Ideen gesammelt und Meinungen eingeholt werden.
Speziell an dich hätte ich abschließend auch noch eine Gretchenfrage: Angenommen, es hätte bereits so etwas wie eine professionelle oder wenigstens semiprofessionelle "Kunstsparte" bei Origami Deutschland gegeben, die sich z.B. der gezielten Präsentation von Faltarbeiten jenseits von Bascettastern und Flattervogel annimmt - wärst du dann im Verein geblieben? (Antwort ggf. auch per PN)
@warenka:
Ich hatte schon an mehren Stellen angeführt, dass ich öffentliches anfängerfreundliches Falten auf keinen Fall verhindern oder abwerten will. Die Wortwahl ist bewusst provokant, um einen Kontrast zu dem zu erzeugen, was aktuell vom Verein trotz satzungsgemäßen Zielen NICHT veranstaltet wird.
Ein Origami-Kunstverein würde unnötige Distanz zwischen professionellen und freizeitlichen Faltern schaffen und einen Übergang vom einen zum anderen unnötig erschweren. Dies ist weder notwendig noch wünschenswert. Auch auf die Gefahr hin, etwas aus dem Nähkästchen zu plausern: Ironischerweise denke ich gerade an semiprofessionelle Falter wie DICH (und ja, mit deinem Kursangebot BIST du semiprofessionell), wenn ich die Zusammenarbeit zwischen freizeitlichen, semiprofessionellen und professionellen Faltern in EINEM Verein vorschlage.
Weiterhin weise ICH darauf hin, dass ich niemandes ehrenamtlichen Einsatz schlechtrede. Worauf ich allerdings hinweise, ist, dass es - auch im Rahmen unserer Möglichkeiten und mit nach wie vor überschaubarem Einsatz - besser geht. Bislang gab es keine Unterstellungen und Beschimpfungen. Ich würde mich freuen, wenn es auch im weiteren Verlauf der Diskussion nicht dazu kommt!